https://www.thenerdreich.com/the-network-state-coup-is-happening-right-now/
(Entschuldigung an Sternen Wanderung. War nur das erste, was mir zum Thema farbige Shirts einfiel.)
Angesichts der Nachrichten der letzten Woche hier hatte ich nicht verfolgt, was gerade in den USA abgeht. Und hui. Elmo und DOGE haben illegalerweise die Kontrolle über die Staatsausgaben übernommen und feuern jetzt große Zahlen Beamtys? USAID soll nächsten Montag gänzlich geschlossen werden?
Wenn es so stimmt, was ich gelesen habe, war die Art der Übernahme auch erschreckend. Erschreckend einfach. 6 Jungspunde (19 bis 26) marschieren in eine Bundesbehörde, verlangen ohne einen offiziellen Ausweis zu haben und ohne ihre Namen bekanntgeben zu wollen nach Informationen und Zugang zu den (hust gesicherten?) Servern und - wer auch immer - lässt sie einfach durchmarschieren.
Kann ich mir jetzt nen Anzug anziehen und dann einfach mal bei der nächsten US-Behörde anklopfen und im Namen von Elon dem Ersten Einlass verlangen?
Ja noch lachst du, aber wenn erstmal aus privaten Mitteln der (entvölkerte) Gazastreifen wieder aufgebaut worden ist… /s
Doch kein schnöder Wiederaufbau! Laut Donald wird erst plattgemacht und dann zur “Riviera des Nahen Ostens” verbessert.
Klingt wie jede Investoren-Heuschrecke.
Lindner würde dort unsere Rente anlegen
Donald Geld zu leihen hat ja auch für die Deutsche Bank so gut funktioniert.
Ich würde nicht behaupten, dass ich gelacht habe.
Wie ging der Spruch noch? “Faschismus ist Kapitalismus im Niedergang”?
diesen “Network State” reverse-propagandabegriff kann man voll schlecht im internet suchen. In dem Post nehmen die so halb an, das man weiß was das ist, während die anderen zusammenfassungen des Begriffs immer nur leicht utopisch klingen. Es ist ja nicht tatsächlich “eine online Community mit einigen Werten, die sich durch ihre eigenen Regelungen, Kryptowährungen, und Besitztümer ausdrückt”. Zählt das, wenn man die Regeln seiner Social Platform ändert um seine meinung hervorzuheben? Ist gemeint, dass der tech-Regierungs-Komplex der USA plant die Regierung durch irgendwas mit privatfirmen und Krypto zu ersetzen? (bei dem weg: ist das Haarspalterei, diese unterscheidung bei einer Trump-Regierung überhaupt zu untersuchen?)
Soweit ich das jetzt verstehe, und ich verstehe wahrscheinlich nicht alles:
Wenn du das Wort “online” aus deiner Definition weglässt, dann ist es das doch.
Es geht darum, nach kapitalistischen Regeln autokratisch geführte, repressive Stadtstaaten zu etablieren, in denen Kryptozeugs ein wesentlicher Teil ist und in denen bestimmte Menschenklassen (arme und/oder linke) einfach eingesperrt werden (oder zu Biodiesel verarbeitet werden). Wenn du mal Ayn Rand gelesen hast, kommt dir das auch bekannt vor: Am Ende des Buchs kommt Howard Roarke/Hank Rearden/… ins libertäre Wunderland hinter den Bergen, wo er sich als Unternehmer frei ausleben kann (komischerweise leben da nur innovative Unternehmergeister und scheinbar braucht es dort niemand sonst).
Diese Stadtstaaten sollen auf Kosten existierender Nationalstaaten gegründet werden—und da ist die bisher wichtigste Linie zu aktuellen Realität: Elmo macht sich gerade daran, die USA innerlich und äußerlich zu schwächen, indem er dem Staat die Finanzierung abdreht und Beamtys entfernt. Gleichzeitig schüttet er Menschen mit seinem Medium mit Desinformation zu. Es geht da nicht nur um die Aushöhlung und Entfernung der Demokratie sondern um den Staat an sich.
Das ist aktuell Utopie bzw. Dystopie und nicht 100% solide. Trotzdem sind die Bestrebungen ja real, Trump erzählt von “Freedom Cities” auf ex-öffentlichem Land und “Praxis”, “California Forever”, etc. finden Finanzierung. Und den aktuellen US-Staat zu zerstören ist vermutlich dramatisch einfacher als die neuen Stadtstaaten zu errichten.
Bei jenen aus der Führungsriege lässt sich das sicher nicht von der Hand weisen. Die zählen ja mitunter auch zu Spendern von Trollnald Dump.
Das würde ich aber nicht pauschal auf die Angestellten so ausweiten, zumal höhere Bildungsgrade mit politisch linken Gesinnungen korrelieren.
Das hängt sehr stark davon ab, wie lax man “links” definiert. Wenn man als Kriterium für linke Politik vage Zustimmung zu Menschenrechten, Umweltschutz und Demokratie (solange man nichts weiter tun muss, als alle paar Jahre zu wählen, natürlich) heranzieht, dann vielleicht. Aber mit wirklicher linker Politik, also dem hinterfragen systemischer Ungerechtigkeit und der wirtschaftlichen Besitzverhältnisse, hat das nichts zu tun.
Dieses Assoziieren von Bildungsgrad (bzw. Intelligenz, wenn man ehrlich wäre) mit rechter Politik ist genau einer der Gründe, die die “weniger Gebildeten” tiefer in die Arme der rechten Populisten treiben. Mit höherem Bildunggsstand hat man idR auch mehr finanzielle Freiheit und kann sich den liberalen Idealismus leisten.
Ich basiere meine Aussage mitunter hierauf:
- David L. Weakliem, The Effects of Education on Political Opinions: An International Study, International Journal of Public Opinion Research, Volume 14, Issue 2, 1 June 2002, Pages 141–157, https://doi.org/10.1093/ijpor/14.2.141
- Bovens, M., & Wille, A. (2021, April 26). Education, Inequality, and Political Behavior. Oxford Research Encyclopedia of Politics. Retrieved 5 Feb. 2025, from https://oxfordre.com/politics/view/10.1093/acrefore/9780190228637.001.0001/acrefore-9780190228637-e-1772 . DOI: https://doi.org/10.1093/acrefore/9780190228637.013.1772
Super gründlich habe ich nun nicht recherchiert, aber soweit ich das überblickt habe, wird “links” mit sozialen und liberaleren politischen Gesinnungen verknüpft. Ein höherer Bildungsgrad wurde wohl seit Untersuchungen in den 50ern schon immer wieder mit “linken” Einstellungen in Verbindung gebracht.
Dabei muss man natürlich auch bedenken, dass das “links - rechts” Spektrum nicht starren Definitionen folgt, sondern immer auch Produkt der jeweiligen Nation und der Umstände der jeweiligen Zeitspanne sind. Dinge, die viel früher mal als links galten, könnten heute als eher mittig-rechts angesehen werden.Daher ist natürlich meine Aussage, wie auch deine hier:
Aber mit wirklicher linker Politik, also dem hinterfragen systemischer Ungerechtigkeit und der wirtschaftlichen Besitzverhältnisse, hat das nichts zu tun.
Schwierig pauschal zu treffen. Wobei man, denke ich, dennoch den groben Rahmen mit sozial-liberal festhalten kann.
Deinem zweiten Absatz stimme ich vollkommen zu. Bildung ist eines der besten Mittel gegen Faschismus und ähnlichem Mist. Leider ist unser Bildungssystem in Deutschland eher eine Bildungsruine, wie auch immer wieder diverse PISA-Studien zeigen. Klar, wenn man einen großen Teil der Bevölkerung dadurch verliert, mangelt es an kritischem Denkvermögen und sie verrennen sie sich in rechten Ideologien.
Zwar kann man höhere Bildung nicht immer mit höherer finanziellen Freiheit gleichsetzen, aber im Mittel ist das natürlich schon erkennbar. Kein Wunder also, dass jene dann als “Eliten” gesehen werden, die zum Feindbild deklariert werden, da sie mit dem “gemeinen Volk” nichts mehr gemeinsam haben.Ironisch ist hierbei der Umstand, dass gebildetere Personen dennoch oftmals eher linke Politik betreiben wollen und sich Anhänger des Mitte-Rechts-Spektrums dann ins eigene Bein schießen.
Alle! Zusammen! Gegen den Klassismus!