Die EU-Mindestlohn Richtlinie waren meine ich 60% des medianeinkommens. Wäre schön wenn dies mal *zeitnah umgesetzt wird.

  • Anekdoteles@feddit.de
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    1 year ago

    Das heißt in deiner Welt gibt es arbeiten, die so wenig wert haben, dass man davon nicht leben können soll, wenn man sie 40 Stunden die Woche machen würde? Was für ein grausames Menschenbild.

    Eben genau das nicht. Es heißt, dass wir als Gesellschaft keinen Anreiz setzen sollten, Aushilfstätigkeiten als Vollzeitjobs auszuüben. Schau dir die Gastro an: Da sind schon viele Leute nur geringfügig beschäftigt - die arbeiten also eben nicht Vollzeit dort und brauchen deswegen auch keinen Lohn, von dem man Vollzeit leben kann. Es ist ein Zuverdienst. Man sollte eher die Zuverdienstgrenzen erhöhen, um mehr Arbeitszeit in natürlicherweise geringbezahlten Branchen zu erlauben: 520€ ist viel zu dünn, wenn man zB als Student kein BAföG bekommt. Die Leute derzeit Vollzeit in diesen Bereichen arbeiten, sollten lieber in andere Branchen verschoben werden, wo sie höhere Löhne erzielen können: Es fehlen überall Leute, also muss man an den entsprechenden Stelle, wo man die Arbeitskräfte haben möchte, nur die Hürden herabsetzen. So profitieren alle: Preise im Dienstleisungsbereich bleiben für Normalbürger niedrig, Zuverdiener können sich einen höheren Lebensstandard leisten und Vollzeit-Geringverdiener sind nicht mehr in den Branchen mit den schlechtesten Arbeitsbedigungen gefangen und haben mehr Anteil am Wohlstand der Gesellschaft. Umgekehrt führt ein höherer Mindestlohn zu höheren Preisen, damit zu niedrigerem Lebensstandard für Zuverdiener und Vollzeit-Geringverdiener und auch von den Preisen unabhängig zu einem gesellschaftlich insgesamt niedrigeren Lebensstandard, weil wichtige Positionen unbesetzt bleiben, wo die Arbeitskraft dringend gebraucht würde.

    • DasRubberDuck@feddit.de
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      1 year ago

      Danke für’s klarstellen, ich will deinen Gedanken ja nicht missrepräsentieren.

      Die Stelle an der du abbiegst um zu rechtfertigen, dass es für alle besser ist, wenn der Mindestlohn gering bleibt erschließt sich mir noch nicht. Die geringere Bezahlug der gringfügigen Beschäftigten ergibt sich doch immernoch aus der Arbeitszeit und “natürlicherweise geringbezahlte”-Tätigkeiten sind nur gering bezahlt, weil wir nicht bereits sind die Tätigkeiten besser zu honorieren.

      Die Menge an Arbeit ändert sich doch nicht abhängig davon, wie viele Arbeitskräfte sie erledigen. 5x8 Stunden Arbeit sind 40 Stunden egal wer die errbingt und nur weil ich die Stelle durch 5 Teile und jeden Mitarbeiter nur für einen Teil bezahle, rechtfertigt das doch nicht, dass der Mitarbeiter der die komplette woche macht nen höheren Stundenlohn bekommt.

      • Anekdoteles@feddit.de
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        1 year ago

        “natürlicherweise geringbezahlte”-Tätigkeiten sind nur gering bezahlt, weil wir nicht bereits sind die Tätigkeiten besser zu honorieren.

        Nicht unbedingt, aber tun wir mal so, als wäre es immer so: Die geringe Entlohnung ist ja dann ein Ausdruck davon, dass die Gesellschaft hier wenig ökonomisches Gewicht hinverteilen möchte. Das unterstreicht meinen Punkt doch:

        Die Menge an Arbeit ändert sich doch nicht abhängig davon, wie viele Arbeitskräfte sie erledigen. 5x8 Stunden Arbeit sind 40 Stunden egal wer die errbingt

        Richtig und Minijobber sind selbst bei gleichem Lohn günstiger als Vollzeitkräfte.

        Die Stelle an der du abbiegst um zu rechtfertigen, dass es für alle besser ist, wenn der Mindestlohn gering bleibt erschließt sich mir noch nicht.

        Status quo (gegenwärtiger Mindestlohn):

        • arme Vollzeitkräfte
        • arme Zuverdiener
        • fehlende Arbeitskräfte in anderen Bereichen

        Mit höherem Mindestlohn:

        • Vollzeitkräfte, die minimal weniger arm sind, aber dafür auch weniger von ihnen
        • arme Zuverdiener mit etwas mehr Freizeit
        • immer noch fehlende Arbeitskräfte in anderen Bereich

        Mit gleichbleibendem Mindestlohn + höhere Verdienstgrenzen + niedrigere Berufseinstiegshürden + Weiterbildungen

        • keine armen Vollzeitkräfte
        • deutlich besser gestellte Zuverdiener
        • weniger fehlende Arbeitskräfte in anderen Bereichen

        Ich finde, eine gut geleitete Politik zielt nicht darauf ab, provisorisch und tretmühlenartig den am schlechtesten Gestellten der Gesellschaft ein paar Krümel als Trostpflaster hinzuwerfen, sondern ändert am systemischen Problem etwas: Das ist derzeit, dass zu viele Leute ihren Lebensunterhalt aus schlecht bezahlten Beschäftigungen bestreiten müssen, wir gleichzeitig zu wenig Arbeitskräfte haben und verhindern, dass Zuverdiener den Mangel in den schlechtbezahlten Branchen abmildern. Einfach gesagt: Gib dem Vollzeit-Zimmermädchen einen Excelkurs und einen Office-Job und lass Studis, Arbeitstätige mit Mehrbedarf, Rentner, Reisende und Sozialhilfeempfänger (zwanglos!) Zimmer herrichten. Ich seh da klar mehr Wohlstand für alle.

        • DasRubberDuck@feddit.de
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          1 year ago

          Ich versehe deinen Ansatz, sehe aber noch nicht wie das einem angemessenen Mindestlohn entgegensteht.

          Was machen wir mit denen, die nicht in der Lage sind den Excel-Kurs erfolgreich abzuschließen? Die Mitarbeiter, die in dem Unternehmen in dem ich Arbeite als Produktionshelfer unterwegs sind, fallen darunter. Die arbeiten Vollzeit für Mindestlohn oder knapp drüber und die wenigsten haben die Fähigkeit höhere Qualifikationen zu erlangen. Deshalb sind die ja in den Jobs. Viele von denen arbeiten aus unterschiedlichsten Gründen nicht Vollzeit. (Eher Teilzeit als geringfügig). Lassen wir die hungern, weil wir als Gesellschaft verpasst haben die in die Lage zuversetzen sich höher zu qualifizieren?