Als Grünes Basismitglied kann ich die Wut verstehen, möchte aber zu bedenken geben, dass die Schuldigen bei FDP und SPD sitzen.
Die Grünen haben kein Interesse daran, ihre eigenen Gesetze zu entschärfen. Die haben auch nicht die Macht, zwei andere Parteien zu überstimmen.
Aber ja, vielleicht muss man einfach den FDP-Move machen: Gib uns, was wir wollen oder wir machen deine Sandburg kaputt.
Das viel an der FDP liegt ist klar. Aber nicht alles lässt sich da auf die FDP oder die SPD schieben. Zumal die Grünen auch auf Landesebene viele Dinge getan haben, die sie gleichzeitig anderen vorwerfen. Beispielsweise haben die Grünen Bayern gegen das bayrische Polizeiaufgabengesetz geklagt, während das grüne BW ein ganz ähnliches Gesetz selbst vorgelegt hat. Ich glaube, die Grünen profitieren aktuell am stärksten davon, dass die Linkspartei aktuell hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt ist, die SPD halt die SPD ist und es ansonsten keine Partei Links der Mitte gibt. Sonst gäbe es glaube ich einen sehr starken Einbruch in Umfragen. Habe selbst durchaus schon mal grün gewählt, aber aktuell macht die Partei für mich wirklich keinen guten Eindruck.
Als Grünes Basismitglied kann ich die Wut verstehen, möchte aber zu bedenken geben, dass die Schuldigen bei FDP und SPD sitzen.
Punktuell mag das, sogar gehäuft, stimmen. Strukturell hat es die Partei aber bei mir erst einmal ziemlich verschissen, indem sie nach der Bundestagswahl den linken Flügel bei der Regierungsbildung so sehr gestutzt hat, dass jetzt auch niemand mehr vorhanden ist, der den anderen Ampelparteien mal kräftig und vor allem glaubwürdig auf die Füße treten kann. Und die andere Sache ist, dass man sich mit der sogenannten Wirtschaftsvereinigung der Grünen genau wie CDU & SPD ganz offiziell einen Lobbyisten-Beraterstab an Land geholt hat und sich nun in Sachen Wohnpolitik den Segen von Vonovia und zu Digitalthemen von Google holt. Das ist dann der Punkt, an dem eine Partei, wie seit Jahrzehnten die SPD, den Status Unwählbar bei mir erlangt. Da kann ich das Wählen auch gleich sein und die Macht der CXU überlassen, wenn man ohnehin nur nachplappern will, was die Industrie gerade vorkaut.
Aber wenn alle 3 zumindest Ansatzweise linken Parteien bei dir unwählbar sind, was wählst du denn dann?
Ich bin bei weitem auch nicht glücklich mit dem was die Grünen machen, aber jede andere Partei hätte es noch schlimmer genacht. Unter einem Haufen von schlechten Optionen sind die Grünen für mich momentan einfach die, die am wenigsten scheiße sind…
Aber wenn alle 3 zumindest Ansatzweise linken Parteien bei dir unwählbar sind
Wieso 3 linke Parteien? Ich schrieb von CDU, SPD und nun den Grünen, die sich die Konzernlobbyisten direkt ins Planungszentren geholt haben.
Egal, ob die Mitglieder der Grünen das beabsichtigen, erfüllt die Partei trotzdem effektiv die Funktion, den Widerstand gegen deutsche Wirtschaftsinteressen auf Kosten von Umwelt und marginalisierten Gruppen zu kanalisieren und zu neutralisieren.
Edit: Ich führe das noch ein bisschen aus. Wenn man die Schuld auf die FDP abschiebt, verklärt man die Rolle der Grünen in diesem Mechanismus.
Wenn die Grünen in der Opposition sind, vernetzen sie sich mit Bewegungen und Gruppen, die sich z.B. für Umweltschutz oder Geflüchtete einsetzen. Wenn sie dann an der Regierung sind, und einen Kompromiss (eher Kapitulation) machen, entziehen sie diesen Gruppen die institutionelle Unterstützung und spalten die Bewegungen, weil sich ein Teil hinter den Kompromiss und stellt und damit zu Supportern des Status quo wird, welcher dann den radikaleren Teil bekämpft (siehe hier Habeck’s “die Letzte Generation schadet dem Klimaschutz”).
Nicht dass so nie irgendeine Forderung umgesetzt wird, aber es wird nie etwas sein, das den Interessen der Wirtschaft tatsächlich wehtun würde. Nur kleine, nicht signifikante Verbesserungen, die man dann der Basis als Erfolg verkaufen.
Zu dem neuen Asylverfahren:
Baerbock bezeichnet dies mit einer marktgängigen Politfloskel als „schmerzhaften Kompromiss“ – was hier offen perfide Züge annimmt, wird doch suggeriert, dass das eigentliche Leid dem grünen Spitzenpersonal zugefügt werde.
Richtig übel, wie die menschenverachtende Politik an die eigene Basis versucht zu verkaufen. Drischt auf Geflüchtete ein: “Das tut mir mehr weh als dir!”
Annalena Baerbock steht nach ihrer Zustimmung zur EU-Asylreform parteiintern in der Kritik. Nun droht weiterer Ärger: Ihr Ministerium hält die versprochene Zahlung an zivile Seenotretter zurück – aus Rücksicht auf die italienische Regierung?
Kann man so alles machen. Zuhause ist die Basis ja hinreichend mit der FDP ausgelastet, während Rheinmetall unter Rot-Grün sein bestes Jahr ever feiert.
Die Partei ist unter Habeck und Baerbock nur noch eine Karikatur dessen, wofür sie gegründet wurde.
Was hätte eine CDU-Regierung denn anders gemacht? Unter Merkel war das Höchste der Gefühle, dass man nichtstuend den Niedergang des Landes abwartet, wenn man sich gerade nicht traut, ihn noch zu beschleunigen. Asyl-Kompromiss und die Energiekrise hätten mit der CDU ja wohl kaum besser ausgesehen.
Ich bin von den Grünen oft genervt, gerade was die Koalitionsentscheidungen betrifft (in BW würde ich z.B. nicht grün wählen), aber das hier ist mMn sinnloses Gebashe.
Es ist richtig und wichtig, wenn man auf falsche Zustände und Fehlverhalten in aller Deutlichkeit hinweist. Wer die Klappe hält ist Teil des Problems. Es handelt sich hier auch nur um eine Meinung und die muss nicht mehr leisten als bloße Meinung zu sein.
Trotzdem finde ich es grundsätzlich immer etwas enttäuschenden, wenn einfach nur geklagt wird ohne Alternativvorschläge zu machen oder wenigstens die Gründe für die Unzufriedenheit ordentlich auszuführen. Manchmal ist das verständlich, gerade bei hochkomplexen Themen. Der Autor wirft hier aber einfach viele Dinge in einen Topf, mit denen er unzufrieden ist. Das kann er natürlich sein, ist ja seine Meinung.
Bei so viele Entscheidungen mit unterschiedlichen Graden an Kompromissen und Eingeständnissen, da könnte er aber zumindest vergleichen was im Wahlprogramm der Grünen stand, vergleichen wie der Koalitionsvertrag aussieht und festhalten, wo es jetzt Gründe für die Unzufriedenheit gibt. Das wäre so das Mindestmaß, was ich persönlich nett fände.
Es ist einfach etwas faul, wenn man so viele Themen hat und dann nicht wenigstens zu einem was schreiben will. Klar ist das wesentlich mehr Arbeit, als auf 10 Minuten schnell eine Meinung runterzunudeln. Leider ist die Meinung dann halt auch nicht viel wert und bringt niemanden mehr Nutzen, als eine zum unreflektierten Einstimmen am Stammtisch einzuladen, wie die Grünen doch so schlimm seien weil überhaupt und sowieso.
Gut, hat man gehört, ist man kurz wütend weil “Reasons” und dann weiter im Programm. Einfach schade, weil so eine Meinung zwar absolut legitim ist und existieren darf, aber trotzdem niemanden irgendwie weiter bringt.
Ausahmsweise haben sie hier nichts verbockt, was sie sonst sehr gerne tun. Etwas besseres war auf EU-Ebene eben nicht drin. Besser die fünft schlechteste Lösung als gar nichts. Als enttäuschter EX-Grüner bin ich kein Freund der selbstverliebten Herrschaften. Doch man muss die Kirche im Dorf lassen. Mehr war nicht drin.
Was mich wundert, ist, dass sich das alles nicht in Wahlumfragen widerspiegelt. Da stehen die Grünen immer noch zwischen 13-16%. Und das, obwohl sie die eigene Basis massiv verärgern und u.a. durch das Heizungsgesetz für Schönwetter-Grünwähler wohl auch nicht mehr in Frage kommen.
Wen will man sonst wählen, wenn man umweltfreundliche Politik möchte? Linkspartei würde in die Richtung gehen (naja, steht zumindest in deren Programm … wie hoch die tatsächliche Priorität ist, ist ja bei vielen Parteien dann eine ganz andere Frage), aber im Bereich Außenpolitik agiert sie ja, sagen wir mal, kontrovers.
Mit den 13-16% sind sie auf ihre Stammwählerschaft abgestürzt, wesentlich weiter runter wird’s wohl nicht mehr gehen, solange kein neuer Akteur das Parkett betritt. Vor Baerbocks Nominierung war man ja bei knapp 30% - davon ist heute ja praktisch nichts mehr übrig.
Blöd als Wähler und gut für Bündnisgrüne, dass das Feld kapitalismuskritischer grüner Parteien nun völlig zerstreut ist: ÖDP, Klimaliste, Mera25, usw.
Ich glaube, dass die grüne Stammwählerschaft kleiner ist. Die Grünen lagen in den letzten 20+ Jahren bei Bundestagswahlen fast immer bei 8-9%, nur 2009 waren sie mit 10,7% mal zweistellig. Die Grünen waren auch bei jeder Wahl zwischen 2005 und 2017 hinter der Linken. Von daher finde ich, dass soe immer noch verhältnismäßig gut dastehen. Sie sind die einzige der Regierungsparteien aus der Ampel, die ihr Wahlergebnis (14,7%) in Umfragen immer noch grob erreichen.
Sie sind die einzige der Regierungsparteien aus der Ampel, die ihr Wahlergebnis (14,7%) in Umfragen immer noch grob erreichen.
Sie sind ja auch die einzige Ampelpartei, die vor der Wahl noch einmal kräftig eingebrochen ist. Gerade hinsichtlich nachkommender Generationen erscheint mir ein einstelliges Ergebnis, egal, wie blöd sie sich noch anstellen und welche FDP-Kröte sie noch so schlucken, zumindest mittelfristig unrealistisch.
sehe ich genau so. Es kommen einfach junge Erwachsene dazu die ziemlich sicher nicht CDU wählen werden. Warum zur Hölle so viele von denen die FDP wählen erschließt sich mir allerdings auch nicht
Weil sie entweder naiv an die Geschichte vom Tellerwäsche und dem Millionär glauben oder ein Erbe ins Haus steht, von dem sie nichts abgeben wollen.
Daran, wie der Wähleranteil der FDP mit zunehmendem Lebensalter sinkt, erkennt man, wie diese Träume dann regelmäßig zerplatzen.